Dekubitus
Dekubitus (auch bekannt als Druckgeschwür, Wundliegen oder Pressure Ulcer) bezeichnet eine lokalisierte Schädigung der Haut und/oder des darunterliegenden Gewebes, die durch länger andauernden Druck, ggf. in Kombination mit Scherkräften, entsteht. Am häufigsten tritt Dekubitus bei Personen auf, die in ihrer Mobilität stark eingeschränkt sind (z. B. bettlägerige oder rollstuhlgebundene Patienten).
Ursachen und Risikofaktoren
- Lang anhaltender Druck
- Durch das Liegen oder Sitzen auf einer Stelle wird die Blutzufuhr zu den betroffenen Gewebebereichen reduziert.
- Zu wenig Sauerstoff- und Nährstoffversorgung führt zu Zellschäden und letztendlich zum Absterben des Gewebes.
- Scherkräfte
- Entstehen, wenn Hautschichten gegeneinander verschoben werden (z. B. beim Hochrutschen im Bett).
- Verstärken die Durchblutungsstörungen.
- Risikofaktoren
- Bewegungseinschränkungen (Lähmungen, Bettlägerigkeit, fehlendes Schmerzempfinden).
- Untergewicht (wenig schützendes Fett- und Muskelgewebe).
- Übergewicht (erhöhter Druck auf bestimmte Bereiche).
- Feuchte Haut (z. B. durch Schwitzen, Inkontinenz).
- Ernährungs- und Flüssigkeitsmangel (schwächt die Hautbarriere und verzögert die Wundheilung).
Gefährdete Körperstellen
- Kreuzbein (Sakralbereich)
- Fersen
- Sitzbeinhöcker (bei Sitzenden)
- Hüftknochen und Oberschenkelknochen
- Schulterblätter
- Ellbogen
- Hinterkopf (v. a. bei Babys oder Schwerkranken)
Stadien des Dekubitus (vereinfacht nach EPUAP/NPUAP)
- Stadium I:
- Nicht wegdrückbare Rötung auf intakter Haut.
- Stadium II:
- Teilzerstörung der Hautschichten (Epidermis/Dermis). Oberflächliche Hautdefekte, Blasenbildung.
- Stadium III:
- Tiefenwunde mit Zerstörung aller Hautschichten; Unterhautgewebe ist sichtbar.
- Stadium IV:
- Tief reichender Gewebeverlust; freiliegende Muskeln, Sehnen oder Knochen.
Prävention
- Lagerungswechsel
- Regelmäßiges Umlagern bettlägeriger Patienten (etwa alle 2 Stunden), um Dauerbelastung zu vermeiden.
- Druckentlastende Hilfsmittel
- Spezielle Matratzen (Wechseldruckmatratzen), Sitzkissen, Fersenschoner.
- Hautpflege
- Haut trocken halten, sanft reinigen und gut pflegen.
- Ernährungs- und Flüssigkeitsmanagement
- Ausreichend Proteine, Vitamine, Mineralien und Flüssigkeit unterstützen gesunde Haut und Wundheilung.
- Bewegungsförderung
- Auch kleine Bewegungsübungen können helfen, die Durchblutung zu fördern und Druckbelastungen zu reduzieren.
Behandlung
- Druckentlastung der betroffenen Stelle (Lagerungs- und Positionierungstechniken).
- Wundreinigung und Wundversorgung mit sterilen Verbänden, ggf. Einsatz moderner Wundauflagen (Hydrogele, Alginatverbände etc.).
- Bei Bedarf chirurgische Versorgung (z. B. Débridement zur Entfernung von abgestorbenem Gewebe).
- Infektionskontrolle und Antibiotikatherapie bei bakteriellen Infektionen.
- Schmerzkontrolle, optimierte Ernährung und physiotherapeutische Maßnahmen sind wichtige Begleitmaßnahmen.
Fazit: Dekubitus ist ein ernst zu nehmendes Problem, das zu starken Schmerzen, Infektionen bis hin zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen kann. Eine konsequente Prophylaxe durch regelmäßige Lagewechsel, druckentlastende Hilfsmittel, gute Hautpflege und ein ganzheitliches Pflegekonzept ist der wirksamste Schutz. Bei bestehendem Dekubitus sind frühzeitige und qualifizierte Maßnahmen entscheidend für eine erfolgreiche Heilung.