Charcot-Fuß
Charcot-Fuß (auch Charcot-Arthropathie oder Charcot-Neuroarthropathie genannt) ist eine schwere degenerative Erkrankung des Fußes, die in der Regel durch eine Neuropathie (vor allem bei Diabetes mellitus) verursacht wird. Durch die verminderte Schmerz- und Temperaturempfindung kommt es zu wiederholten, oft unbemerkten Mikroverletzungen an Knochen und Gelenken. Diese führen ohne rechtzeitige Behandlung allmählich zu Deformationen, Instabilität und im schlimmsten Fall zum Zusammenbruch der Fußstruktur.
Entstehung und Ursachen
- Neuropathie (Nervenschädigung)
- Häufig bedingt durch Diabetes mellitus (diabetische Polyneuropathie).
- Auch andere Ursachen von Neuropathien (z. B. Alkoholabusus, Nervenkompressionssyndrome) können beteiligt sein.
- Gestörte Schmerz- und Warnfunktion
- Kleine Verletzungen werden nicht bemerkt, Entlastung und Schutzmaßnahmen unterbleiben.
- Dauerhafte Belastung und Mikrotraumen
- Knochen und Gelenke werden trotz Schäden weiter belastet; dies führt zu Brüchen (Frakturen) oder Luxationen (Verrenkungen).
- Entzündungsreaktionen und Knochenumbau
- Die fortschreitende Zerstörung führt zu Instabilität, Schwellungen und Verformungen (z. B. „Rocker-Bottom-Fuß“).
Typische Symptome
- Rötung, Schwellung, Überwärmung des Fußes (häufig trotz geringem oder fehlendem Schmerzempfinden).
- Instabilität und zunehmende Veränderung der Fußform (Abflachung des Fußgewölbes, Fehlstellungen).
- Im Anfangsstadium wird ein Charcot-Fuß oft mit einer einfachen Entzündung oder Infektion (z. B. Arthritis, Cellulitis) verwechselt.
Diagnose
- Klinische Untersuchung
- Prüfung von Schwellung, Temperaturunterschied, Rötung und Fehlstellung.
- Abklärung, ob eine Infektion (z. B. Osteomyelitis) oder andere Ursachen vorliegen.
- Bildgebende Verfahren
- Röntgen: Anfangs unauffällig, im Verlauf Knochenresorption, Frakturen oder Gelenkdestruktion erkennbar.
- MRT oder Szintigraphie: Empfindlicher bei Frühformen und zur Abgrenzung von Infektionen.
- Laborbefunde
- Entzündungsparameter (CRP, Leukozyten) können normal oder nur gering erhöht sein.
Behandlung
- Konservative Therapie
- Immobilisation und Druckentlastung: Ruhigstellung (z. B. Total Contact Cast, Spezialschuhwerk), um weitere Schäden zu vermeiden und Knochenheilung zu ermöglichen.
- Optimale Blutzuckereinstellung (bei Diabetes).
- Medizinische Fußpflege (Podologie) zur Vermeidung von Druckstellen und Verletzungen.
- Operative Eingriffe
- In fortgeschrittenen Fällen zur Korrektur von Fehlstellungen, Stabilisierung des Fußes oder Vermeidung von Ulzera und drohenden Amputationen.
- Kontinuierliche Nachsorge
- Regelmäßige ärztliche Kontrollen, diabetologische Betreuung und Anpassung von Orthesen bzw. Spezialschuhen.
Prognose und Prävention
- Ein früh erkannter und gut behandelter Charcot-Fuß kann stabilisiert werden und schwere Deformitäten oder Amputationen können häufig vermieden werden.
- Gute Fußpflege, regelmäßige Fußuntersuchungen (Selbstkontrolle und durch Fachpersonal) und eine stabile Stoffwechseleinstellung (Blutzuckerwerte) sind die wichtigsten Präventionsmaßnahmen bei gefährdeten Patientinnen (insbesondere Diabetikerinnen).
Fazit: Der Charcot-Fuß ist eine gefürchtete, aber oft vermeidbare Komplikation bei Neuropathie, vor allem im Rahmen des Diabetes mellitus. Erfordert werden schnelle Diagnosestellung, entschlossene Entlastung und engmaschige Nachsorge, um schwerwiegende Schäden und Folgekosten zu reduzieren.